Zur Arbeit und Maltechnik von Frau Rudel

Schon seit einiger Zeit ist es mir möglich, das künstlerische Schaffen von Frau Rudel zu beobachten und zu begleiten. In dieser Zeit ist es ihr gelungen – auf der Grundlage ihres malerischen Könnens – eine eigenständige künstlerische Position zu entwickeln. Dabei verbindet sie zwei Elemente zu einem harmonischen Ganzen: Umgang mit Material und malerischer Ausdruck.

Die Arbeit von Frau Rudel ist ein Schöpfungsvorgang besonderer Art. Zunächst wird aus unterschiedlichen Materialien (darunter selbst geschöpftes Papier) eine Unterschicht angelegt, jedoch ohne dass dabei das spätere Bildmotiv vorbestimmt oder in seinen Konturen festgelegt wäre. Im Gegenteil: Die mehr oder weniger zufällig entstandenen Strukturen bilden zunächst eine offene Situation, aus der heraus noch alles möglich ist. Durch einen viel-schichtigen Farbauftrag (meist mit Acrylfarben), bei dem bis zu 50 Schichten übereinander gelegt werden, verdichten sich die einzelnen Farbspuren allmählich zum eigentlichen Bildmotiv, zur Bildaussage. Die Motive können recht unterschiedlich sein: Gebäudeteile mit verwittertem Mauerwerk, Gegenstände der Alltagswelt, denen die Malerin eine besondere Würde verleiht, oder auch florale Elemente. Das Ergebnis sind Bilder von lebendiger Transparenz und freskenhaft-antik anmutendem Charakter, Stillleben, deren Oberfläche von einer geheimnisvollen Patina überzogen scheint.

Ich freue mich, dass Frau Rudel mit ihrem Werk nun den Weg in die Öffentlichkeit geht und ihre Arbeiten einem breiten Kreis kunstinteressierter Menschen vorstellt. Dabei wünsche ich ihr viel Erfolg und ein zur ruhigen Betrachtung bereites Publikum.

Walter Vogt, Galerist